Aufgrund des sonnigen Wetters und der aktuell vorherrschende Mistral-Lage habe ich mich entschieden, spontan eine Veloreise von Lyon ans Mittelmeer entlang der ViaRhona, der Radroute entlang der Rhone, zu machen. Ich freue mich, in den nächsten Tagen meine Fotos, Erfahrungen und Eindrücke der Reise zu teilen!

Los geht es! Mein erstes (und auf dieser Reise einziges) Foto von mir, noch in Zollikofen BE (Schweiz)

Die Reise begann bereits im Zug von Genf nach Lyon, wo ich einen ausserordentlich netten Mitreisenden traf: Jérôme, ebenfalls ein Lehrer, aus Lyon stammend, war gerade mit seinem Stahl-Rennrad auf dem Rückweg nach Lyon. Wir merkten schnell, dass wir zahlreiche Interessen teilten: So entwickelte sich während der gesamten zweistündigen Fahrt ein sehr vielfältiger Austausch über die Themen Kochen (Bärlauchpesto, Holundersirup, Lasagne), Velofahren (Stahlrad, Velos selber bauen), Unterrichten, Kunst, Handwerk, Reisen und vieles mehr. Nicht zuletzt gab mir Jérôme einige extrem wertvolle Tipps, welche sich für meine Reise als wortwörtlich wegweisend herausstellen sollten: Jérôme empfahl mir einige pittoreske Ortschaften in den Bergen Südfrankreichs, die ich besuchen sollte – und gab mir ebenfalls den Hinweis, dass ich die Rhone wohl eher langweilig finden würde (lange, monotone Abschnitte auf Deichen).

In Lyon angekommen war das Wetter wie erwartet perfekt sonnig und sehr windig – relativ schnell musste ich jedoch merken, dass der Rückenwind nicht nur Vorteile mit sich bringt: So kann es ziemlich schnell kalt werden und ich musste schon bald einsehen, dass ich viel Zeit mit „Temperatur-Management“ verbringen musste: Jacke, Regenhose, Gamaschen, dünne Handschuhe, dicke Handschuhe an- und ausziehen, all dies ist relativ aufwendig und braucht viel Zeit. Insbesondere das Anziehen von Handschuhen kann zum Problem werden, wenn die Hände bereits sehr kalt sind.

Da ich Lyon bereits kannte (s. Blog-Post von letztem Jahr), genehmigte ich mir lediglich eine leckere Ramen-Suppe vor dem Losfahren.

Danach organisierte ich mir – ich möchte gerne sagen „kurz“ – eine SIM-Karte bei Free Mobile. Da die Self-Service-Säulen am ersten Standort von Free jedoch alle nicht zu funktionierten schienen (ich versuchte es bei vier Säulen), musste ich noch zu einer anderen Filiale fahren, wo mir schliesslich ein kompetenter junger Angestellter half (allerdings gab es auch dort noch zahlreiche Schwierigkeiten, so dass die ganze Organisation ca. 1-2 Stunden dauerte). Mobiles Internet ist jedoch für mich aus vielen Gründen fast schon unerlässlich (Hotels, Restaurants finden und buchen, Sehenswürdigkeiten finden, Anrufe machen etc.).

Mit starkem Rückenwind fuhr ich in Richtung Süden los und wollte, trotz der späten Startzeit (13.30), noch das ca. 130 Kilometer entfernte Valence erreichen. Die ersten Kilometer gingen zügig vorüber, danach erreichte ich jedoch schon bald eine schier endlose „Wüste“ an Industrielandschaften, welche an Monotonie und Hässlichkeit (Ammoniak-Gestank, Müll-Deponien etc.) kaum zu übertreffen waren. Dazu kam, dass der Weg miserabel ausgebaut und beschildert war. Mehrmals endete der Weg im Nichts oder bei umgefallenen Bäumen.

Eigentlich wusste ich dies bereits, da auf der offiziellen ViaRhona-Webseite stark empfohlen wird, den Abschnitt per Zug zu umfahren. Trotzdem wollte ich irgendwie die „gesamte“ Rhone von Lyon bis Mittelmeer absolviert haben. Stand mir mein eigener Stolz im Weg? Ich sage ja immer, es gäbe keine Trophäen zu gewinnen. Somit sollte sich auch die (selbst-)ironische Absicht des Titels dieses Posts klären.

Die ersten 20 Kilometer stellten sich als viel Kräfte- und Zeit-raubender als gedacht heraus, so dass ich erst nach ca. zwei Stunden im relativ nahen Vienne ankam, welches aus meiner Sicht aber abgesehen von einem römischen Amphitheater (welches mich offen zugegeben wenig interessiert hat) wenig zu bieten hat.

Nach Vienne fingen einige schönere, ruhigere und besser ausgebaute Abschnitte auf gut ausgebauten Deichen entlang der Rhone an, die mich für meine Strapazen doch noch etwas belohnten.

Schöne Abendstimmung an der Rhone

Ich übernachtete im Hotel „L’Orée du Château“ in Roussilon, einem Dorf „im Niemandsland“. Das Hotel war aus meiner Sicht leider etwas unordentlich und eher mässig. Trotz allem war ich froh, ein Bett und ein Abendessen gefunden zu haben.

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