Am Mittwochmorgen fuhr ich von Camprodon in Richtung Frankreich los. Erfüllt von den vielen Erlebnissen im wunderschönen Spanien fuhr ich diesen letzten Abschnitt auf spanischem Boden mit unterschiedlichen Gefühlen. Ich war enorm dankbar für all das, was ich im letzten Monat in Spanien erleben durfte. Einerseits habe ich ein unglaublich schönes, vielfältiges, geschichtsträchtiges, abwechslungsreiches und kulinarisch spannendes Land von vielen Seiten erlebt, andererseits durfte ich auch unglaublich viele freundliche, warmherzige, offene und interessante Spanier kennenlernen, welche diese Reise erst so spannend machten. Auch auf die Reise in Marokko blicke ich mit unzähligen schönen Erinnerungen zurück. Mir ist einmal mehr klar geworden, dass Kulturen keine Grenzen kennen und sich die wirklich spannenden Dinge erst aus der Vermischung verschiedener Traditionen, Ideen und Ansätze entwickeln. Überdies ist mir ebenfalls ein weiteres Mal klar geworden, dass sich wahrscheinlich überall auf der ganzen Welt sehr nette Menschen finden, welche einem gerne die vielen Facetten ihrer Kultur näher bringen. 

Insbesondere auf dem Land fällt mir immer wieder auf, dass Authentizität, Ehrlichkeit und Vertrautheit häufig einfacher zu erleben sind als in Städten, wo man von vielen Menschen umgeben ist. Deshalb genoss ich es enorm, auf einer fast verlassenen Strasse durch schöne Berglandschaften diese Fahrradtour ausklingen zu lassen. Nach einem Aufstieg über ca. 500 Höhenmeter kam ich in beim Coll d’Ares an, welcher die Grenze zwischen Spanien und Frankreich markiert. Auf der Passhöhe angekommen, traf ich ein Paar aus Valencia. Die beiden waren ebenfalls gerade auf einer Fahrradtour und boten mir von ihren Snacks an. So ergab sich ein weiteres und vorerst letztes Mal (zumindest auf dieser Fahrradtour) ein sehr schönes, spontanes Gespräch. Ich wünschte mir, die nördlicheren europäischen Länder hätten etwas mehr von dieser unglaublichen Wärme und Gastfreundschaft und man könnte öfters so einfach mit unbekannten Leuten ins Gespräch kommen. So verliess ich Spanien, wenn auch mit einem weinenden Auge, so doch enorm zufrieden und erfüllt. 

Die Abfahrt auf die französische Seite hinunter machte sehr Spass und beschenkte mich erneut mit sehr schönen Aussichten. Angekommen im ersten französischen Dorf, machten sich aber bereits Probleme bemerkbar. Nicht nur das Essen war für mich persönlich weniger lecker als in Spanien, sondern auch das Wetter schien meinen Plänen einen Strich durch die Rechnung zu machen, denn während es auf der spanischen Seite noch schön sonnig war, zog nun Bise übers Land und Regenwolken nahten am Himmel. Zudem brauten sich in meinem Kopf noch dunklere Wolken zusammen, wenn ich daran dachte, dass am nächsten Tag ein nationaler Streiktag in Frankreich angesagt war und ich per Regionaltransport (nur dort sind unzerlegte Fahrräder zugelassen) bis nach Genf fahren wollte. So entschloss ich mich, bereits in einem Dorf das Fahrrad in einen Bus zu verladen und nach Perpignan zu fahren, um von dort aus noch am selben Tag so weit wie möglich in Richtung Genf zu fahren, damit ich am nächsten Abend hoffentlich dort ankommen würde. Um ca. 21 Uhr kam ich in Avignon an und übernachtete in einem einfachen Hotelzimmer nahe vom Bahnhof.

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