Am letzten Tag unserer Tour trennten sich leider unsere Wege, da ich am Montagmorgen noch frei hatte und somit etwas mehr Zeit zur Verfügung hatte als Muriel. Während Muriel also mit dem Fahrrad nach München zurückfuhr, entschloss ich mich, die Radroute zum Königssee noch fertig zu fahren, und danach eventuell noch bis Salzburg zu fahren, wo ich am nächsten Tag den Zug zurück in die Schweiz nehmen würde. Da diese Tagesetappe sowohl betreffend Länge als auch Höhenmeter selbst für mich eine rechte Herausforderung darstellte, machte ich mich früh auf den Weg.

Glücklicherweise war das Wetter sehr angenehm und ich hatte sogar etwas Rückenwind. Überall sah ich Menschen in Gottesdienste strömen. Ich war ein weiteres Mal überrascht von der starken katholischen Kultur in Bayern.

Nach einer rasanten Abfahrt nach Bad Feilnbach (mit teilweise erheblicher Steigung) ging es zügig über schöne, geteerte Feldwege in Richtung Inn voran. Kurz nachdem ich den Inn überquert hatte, kam ich in Neubeuern an, einem Dorf mit einem auf einem Hügel thronendem Schloss, welches einigen gutbetuchten bayrischen Jungen und Mädchen als Internat dient.

Neubeuern mit Sicht auf das Schloss

Schon bald darauf erreichte ich Bernau am Chiemsee. Da ich jedoch noch eine längere Strecke vor mir hatte, beschloss ich, die Besichtigung des Chiemsees und des sicherlich sehr beeindruckenden Schlosses Herrenchiemsee auf ein anderes Mal zu vertagen. Bei Bernau mündet der Bodensee-Königssee-Weg in den «Salinenweg» ein, ebenfalls ein interessanter Veloweg, der an vielen ehemaligen Salz-Infrastrukturen und Museen vorbeiführt. Nachdem ich an der Fabrik der Adelholzner Mineralquelle (nichts besonders Sehenswertes) vorbeigefahren war, kam ich in Siegesdorf an, in welchem ich nach ca. 80 Kilometern morgendlicher Velofahrt dem Dorf namensähnliche Gefühle verspürte. Etwa 15 Fahrrad-Minuten von Siegesdorf hielt ich kurz an im schönen Dorf Traunstein, welches die Haupt-Ortschaft der Region Chiemgau bildet (s. touristische Karte untenan).

Touristische Regionen Bayerns (Quelle)

Glücklicherweise war mir Traunstein allerdings zu touristisch, um eine Mittagspause einzulegen, denn kurz nach Traunstein fand ich in einem kleinen Dorf eine Gastwirtschaft, bei der ich endlich in den Genuss eines echten bayrischen Zwiebelrostbratens kam, ein Gericht, das ich schon lange einmal ausprobieren wollte.

Bayrischer Zwiebelrostbraten (riesiges Stück Rinderlende in Rotwein-Sauce, überdeckt von gerösteten Zwiebeln, mit Bratkartoffeln und gemischtem Salat)

Nach dem stärkenden Mittagessen und unterdessen knapp 100 Kilometern zurückgelegtem Weg ging es weiter auf meinem «Königsweg» zum Königssee. Der Grossteil der Höhenmeter wartete noch auf mich, allerdings auch einige der schönsten und beeindruckendsten Landschaften, die ich auf der gesamten Velotour bisher gesehen hatte. Die Landschaft wurde immer wilder und bergiger und das Fahren bereitete mir trotz der langen Strecke immer wieder aufs Neue grosse Freude.

Auch die Ortschaft Bad Reichenhall war ein kleiner Umweg zur Besichtigung wert: Hier gibt es unter anderem ein grosses Salinen-Museum sowie einen schönen Dorfplatz mit Sicht auf das reich bemalte Rathaus.

Nach Bad Reichenhall begann der längste zusammenhängende Anstieg der gesamten Strecke bis nach Berchtesgaden. Dank schönem Wetter und meiner Motivation, schon bald an meinem Endziel angelangt zu sein, kam ich jedoch sehr gut voran und freute mich schon fast über jede Serpentine und über die Steigungen.

Berchtesgaden (bin ich hier eigentlich in Holland?), die letzte grössere Ortschaft vor dem Königssee, besticht durch eine reiche Geschichte sowie ein vielfältiges Angebot an Outdoor-Aktivitäten, und ist entsprechend beliebt bei Touristen.

Etwa um 18 Uhr erreichte ich nach ca. 150 Kilometern Strecke meine Destination, den Königssee, an dem mich ebenfalls königliche Gefühle erfüllten.

Leider war es um diese Zeit schon zu spät, um die sicherlich sehr sehenswerte Kirche St. Bartholomä zu besichtigen, zu welcher man nur mit dem Schiff kommt. Dies bereute ich jedoch keineswegs. Vielmehr war ich vom Stolz erfüllt, die Tour erfolgreich absolviert zu haben, und freute mich auf die noch verbleibenden 35 Kilometer nach Salzburg, welche zum Glück grossteils aus einer langen Abfahrt bestanden. Nach über 185 Kilometern und ca. 2000 Höhenmetern fiel ich in Salzburg überglücklich ins Bett.

Hier noch die Karte der gesamten Route:

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